Für Sie gelesen:
Ihr werdet glücklich sein
Bessora
hr2-Kultur Buchtipp vorgestellt von Ingeborg Jakobi
Louise
Ursel Bäumer
“ Ich bin meine Kunst“ Louise Bourgeois erzählt ihr Leben
Louise wächst zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Paris auf. Schon ihre Kindheit verbringt sie in der elterlichen Tapisserie, dort erkennt man recht bald ihr künstlerisches Talent. Es bleibt ihr wenig Freiraum und Selbstbestimmtes. Sie pflegt ihre schwerkranke Mutter, kümmert sich um den Haushalt und muss ihre Arbeitskraft einbringen. Besonders und liebevoll ist das Verhältnis zur Mutter, um so mehr leidet sie unter dem strengen Vater. Bis zuletzt verweigert er ihr seine Anerkennung. Das Leben wird für Louise bald unerträglich, sie flüchtet und beginnt ein Mathematikstudium. Sehr schnell entscheidet sie sich jedoch für die bildende Kunst und wird eine wunderbare Bildhauerin. Zu ihren bedeutenden Werken zählt „Maman“, eine überdimensionale Spinnenfigur.
Gekonnt umgesetzt- der Leser folgt ihrem inneren Dialog, Lebensgeschichte und künstlerisches Schaffen verbinden sich.(KB)
Nachtfrauen
Maja Haderlap
Zwei Generationen erzählen über Unbekanntes und Schicksalhaftes der slowenischen Minderheit in Österreich, (K)ein Mutter-Tochter-Roman
Mira hat Südkärnten vor Jahren verlassen, sie studierte in Wien und ist als Bildungs-und Frauenreferentin erfolgreich. Jetzt kommt sie in ihre alte Heimat zurück zu ihrer Mutter Anni. Das Haus soll abgerissen werden und die Mutter ihren Lebensabend im Altersheim verbringen. Mira und ihre Mutter haben ein angespanntes Verhältnis, viel gesprochen wurde nie. Beim Stöbern in alten Kisten wird Mira mit der Vergangenheit konfrontiert und längst Verdrängtes bricht auf. Im zweiten Teil des Buches erzählt Anni ihre Lebensgeschichte und ihre vorgeschriebene Rolle als Frau, die ein Schattendasein führen mußte, Kinder, Küche und Kirche – mehr durfte nicht sein.
Zitat: “ Alle Sätze, die mit einem Ich begannen, hatten etwas Anrüchiges, Vorlautes an sich. Sie galten als Regelverletzung, als maßlos und eingebildet. Der Wert einer Frau wurde auch daran gemessen, wie gut sie ihren Mund halten konnte“
Großartig erzählt aus zwei Perspektiven, zu Recht für den österreichischen Buchpreis nominiert (KB)
Mattanza
Germana Fabiano
Abschied von einer längst vergessenen Welt
Auf der kleinen sizilianischen Insel lebt man vom Thunfischfang. Die Bewohner sind eine eingeschworene Gemeinschaft, sie brauchen ihre Rituale und die uralten Regeln. Eine adlige Familie unterstützt die Fischer und finanziert den regen Betrieb in der Thunfischfabrik. Traditionell bestimmt der „Rais“ den richtigen Zeitpunkt für den jährlichen Fang. Dieses Amt wird in seiner Familie vererbt, allerdings nur an männliche Nachkommen. Doch der letzte Erbe ist ein Mädchen! Eleonora muß sich fügen und die Tradition fortführen. Das bedeutet für sie von Kindheit an Verzicht und Ausgrenzung- sie ist eine Besondere.
Wir begleiten sie und erleben mit ihr den großen Wandel- die Meere sind leergefischt, Touristen strömen auf die beschauliche Insel und die ersten Flüchtlinge werden an Land gespült…
Stimmungsbilder, Respekt und Liebe für die Menschen und ihre Kultur und letztenendes das Verschwinden von alten Gewohnheiten- das macht dieses Buch so besonders. (KB)
Der Trost der Schönheit
Gabriele von Arnim
Zitat: „Ich brauche Schönheit. Den Trost der Schönheit. Denn wenn ich Schönheit sehe, höre, dann glaube ich an Möglichkeiten, an Wege, Räume, Purzelbäume. Schönheit kann Gefühle befreien, kann uns den Mut geben, Neues zu wagen, oder die Kraft, Unveränderbares zu ertragen“
Was für bewegende Sätze! Ein Suchen und Finden im Alltäglichen, in der Literatur, der Musik und der Natur. Selbst in Begegnungen mit anderen Menschen oder dem eigenen ICH lässt sich Schönheit finden und Trost. Es ist ermutigend, sich selbst zu öffnen, den Gefühlen freien Lauf zu lassen. In so vielen Lebensmomenten wartet Schönheit auf uns, um entdeckt zu werden. Dennoch regt sich das schlechte Gewissen: darf ich die Schönheit suchen und genießen, wenn das Weltgeschehen und damit verbundene schlechte Nachrichten auf mich einwirken? Unbedingt, denn wir alle brauchen die schönen Dinge, um bei Kräften zu bleiben. (KB)
Sommerwasser
Sarah Moss
Eine Sommergeschichte der besonderen Art, Schottland im Dauerregen
Abgelegen, einsam, ein kleiner See… es könnte so schön sein! Aber wir sind in Schottland!
Die Ferienhütten sind heruntergekommen, es regnet ununterbrochen, man kann nicht vor die Tür und hockt aufeinander. Die Handys haben keinen Empfang und der nächste Pub ist weit weg. Das macht mürbe und die Stimmung kippt. Was bleibt an Zerstreuung ? – mal eben durch`s Fenster schauen und die Nachbarn beobachten.
Der Leser zieht mit von Haus zu Haus und taucht ein in die erzwungene Isolation der Bewohner. Recht bald stört man sich aneinander und besonders an einer Familie, die durch ihr Anderssein provoziert. Alle sind genervt, Konflikte bahnen sich an und Abgründe tun sich auf, wer achtet da noch auf eigene Unzulänglichkeiten? Die Geschichte entwickelt eine besondere Dynamik bis hin zu einem völlig unerwarteten Finale, das den Leser erschaudern lässt. (KB)
Psst! Ich lese!
John Kelly
Aus Liebe zum Lesen
Paradise Garden
Elena Fischer
Eine berührende Geschichte der 14-jährigen Billie, die durch den tragischen Tod ihrer Mutter schneller erwachsen wird, als ihr lieb ist.
Der belgische Konsul
Amelie Nothomb
Die Biografie des eigenen Vaters, meisterhaft erzählt aus der Perspektive eines 6-jährigen Jungen.
Die Mütter
Stefan Györke
Ein Matriarchat im bourgeoisen Zürich? Kann das gelingen? Mit viel Fantasie, Sprachwitz und Zuneigung zu seinen Figuren läßt Stefan Györke alte und neue Kulturen aufeinander prallen.
Reine Farbe
Sheila Heti
Wir befinden uns in der ersten Version von Gottes Schöpfung, einem ersten Versuch also, genau in dem Moment, in dem er von der Leinwand zurücktritt und sein Werk betrachtet und bewertet. Das menschliche Wesen ist eingeteilt in drei Grundtypen: Vogel, Fisch und Bär.
Mira ist verortet in dieser Welt, die die unsere ist, und muss sich zurechtfinden mit ihrem Typus und ihren Umständen. Sie wird zum Blatt, als ihr Vater stirbt und erlebt die Welt aus ihm heraus.
Ein Text, in dem so viel steckt wie in einem ganzen Leben. Es reicht eigentlich nicht, ihn ein einziges Mal zu lesen, das hier ist Stoff für Buchclubs, Deutsch- (bzw. Englisch-) und Religions / Ethikunterricht und jedes Gespräch, dass man über Philosophie, Psychologie, Glaube, Liebe, Hoffnung (und vieles mehr) führen kann.
„Ein Atlas der Gefühle und eine Bibel für unsere Zeit“ proklamiert der Klappentext – zu recht. (JG)
Frau Komachi empfiehlt ein Buch
Michiko Ayoama
Fünf Individuen, die in ihrem eigenen Leben in der Sackgasse stecken, finden „zufällig“ den Weg in eine Bücherei, in der die Bibliothekarin mit Lebenserfahrung das genau richtige Buch als Wegweiser aus der Sackgasse empfiehlt.
Ein zauberhaftes Bändchen mit leicht sprödem Charme, das heilende Denkanstöße gibt.
„Wonach suchen Sie?“ diese Frage stellt Sayuri Komachi allen Besuchern in ihrer kleinen Gemeindebibliothek in Tokio.Und sie meint die Frage durchaus im übertragenen Sinne. Denn die Bibliothekarin spürt genau, wonach die Menschen im Leben suchen: von der rastlosen Verkäuferin, die mit ihrem Job hadert, dem schüchternen Buchhalter, der davon träumt, ein Antiquitätengeschäft zu eröffnen, oder der frischgebackenen Mutter, die sich zwischen Beruf und Familie aufreibt …
Sie alle befinden sich in einer Sackgasse. Und alle führt es früher oder später zu Frau Komachi in die Bibliothek. Ihre überraschenden Buchempfehlungen haben ungeahnte Folgen. Die Lektüre entpuppt sich als Katalysator für eine andere Denkweise und eröffnet neue Wege. Und letztlich hilft sie den Besuchern, ihre aktuelle Lebenskrise zu meistern. Denn Frau Komachi weiß: Bücher haben magische Kräfte und sind eine verläßliche Quelle der Inspiration. (IJ)
Wunderkammer des Lesens
Thomas Böhm
Gedanken über Bücher, die zum Verweilen einladen
Da war ich eigentlich noch nie
Thomas Böhm
Die Wunderkammer des Reisens in Deutschland
Koller
Annika Büsing
Eine Reise ans Meer in einem klapprigen Polo, zwei, die unterschiedlicher nicht sein können und die Frage, ob beide die Kurve kriegen…
Auf ein Bier bleibe ich noch
Lennart Adam
Es gilt, Vorurteile abzubauen, Sprachbarrieren zu überwinden und auch mal brenzlige Situationen zu meistern.
Natürlich hat jedes Land eine Menge Sehenswürdigkeiten und wunderbare Naturschauplätze, doch jede Thresenbekanntschaft hinterlässt besondere Momente und eine einzigeartige Episode.
Die reisefreudige Leserschaft wird begeistert sein, gefunden im Reisedepeschenverlag. (KB)
Kann ich alleine!
Kathrin Schärer
Die einzige Frau im Raum
Marie Benedict
Draußen gehen
Christian Sauer
Die Reise des gelehrten Doktor Leonardo und seiner zukünftigen Geliebten, der schönen Alceste, in die Slobidische Schweiz
Mike Johansen
Brüderchen
Clara Dupont-Monod
In einer sehr starken Sprache wird erzählt, wie jeder Einzelne in der Familie dieses Schicksal annimmt.
Der große Bruder übernimmt die tägliche Pflege und Fürsorge und damit auch viel Verantwortung.
Die kleine Schwester rebelliert verzweifelt und stürzt sich ins Leben, keiner kann sich um sie kümmern.
Am Rande ihrer Kräfte kämpfen die Eltern stets mit den Behörden und geben das Kind letztenendes zur Pflege in ein Heim.
Nach dem Tod des „Brüderchens “ sind sie sehr mutig, ein weiteres Kind wird geboren. Dieser Kleine ist gesund und nahezu perfekt in allem. Durch sein großherziges Wesen gelingt es dem “ Nachgeborenen “ Glücksmomente und Frieden in diese Familie zurückzubringen.
Ein zutiefst berührendes Buch, beeindruckend durch die besondere Erzählweise, ein Buch, das ohne Namen auskommt.(KB)
Oskar Urlaubär
Birgit Schössow
Sehr erschrocken sind sie wohl alle, denn aus dem Bus steigt auch ein dicker zotteliger Kerl – Oskar der Bär.
Doch Oskar Urlaubär weiß sich zu benehmen, er hilft, wo er kann und so ist er recht schnell beliebt bei allen.
Bei diesen farbenfrohen Bildern wäre man selbst gerne mit dabei. Wir sehen Oskar am Strand, im Restaurant und auf dem Spielplatz , viel zu schnell gehen die Ferientage vorbei.
Am Ende aber gibt es noch eine große Überraschung für Oskar (KB)
22 Bahnen
Caroline Wahl
Alle Freunde sind weg aus der Kleinstadt, Tilda muss bleiben – sie handelt oft selbstlos, gönnt sich nichts.
Ein Angebot des Professors, in Berlin zu promovieren, scheint unmöglich.
Die Mutter kriegt ihr Leben nicht mehr allein geregelt und die kleine Schwester besucht noch die Grundschule.
Einzig allein das regelmäßige Schwimmen – exakt 22 Bahnen -das ist ihr Lichtblick. Auch die Begegnung mit Viktor könnte
ihr Leben verändern.
Es tut weh, in diese Geschichte einzutauchen, der Schreibstil ist eher nüchtern, es liest sich fast wie ein Drehbuch.
Caroline Wahl formuliert klar und mit scharfer Zunge und erinnert mich an Annika Büsing`s Roman “ Nordstadt“ (KB)
Pompeij oder Die fünf Reden des Jowna
Eugen Ruge
Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen
Toon Tellegen, Marc Boutavant
Perfekt für kleine Wut – und Trotzköpfe
So viele Tiere gibt es und anscheinend genau so viele Gründe, mal richtig wütend zu sein. In den zwölf Geschichten lernen wir so manches über ein ganz normales Gefühl, es gibt ja auch tausend Gründe um sich mal wieder so richtig aufzuregen und es gibt sogar einen Wettbewerb, wer kann es wohl am besten?
Doch eines Tag ist die Wut weg, einfach verschwunden ! Jetzt muss man sie wohl suchen gehen, denn wütend sein ist doch wunderbar – oder doch nicht…
Welten auseinander
Julia Frank
Dinner mit den Schnabels
Toni Jordan
Simon kriegt seine Chance, er hat sieben Tage Zeit um den Garten eines Freundes für eine Familienfeier umzugestalten.
Sieben Tage im Leben der Schnabels, sieben Tage, an denen sich eine Katastrophe nach der anderen anbahnt und obendrein sieben Tage mit der piesackenden Familie…
Doch alles wird irgendwie gut! (KB)
Going Zero
Anthony Mc Carten
Die Markierung
Frida Isberg
Mindset
Sebastian Hotz
Beschreibung des Verlags (gekürzt):
„Maximilian Krach hat alles, was sich ein im Internet sozialisierter junger Mann im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wünschen kann: teure Uhren, eine amtliche Anzahl Follower, eine so einfache wie geniale Geschäftsidee und einen unerschütterlichen Glauben an die eigene Einzigartigkeit.
Da ihm daran gelegen ist, seine Erkenntnisse und Einsichten zu teilen, nimmt er sich alle paar Wochen die Zeit, um einem vollbesetzten Seminarraum in mittleren und kleinen deutschen Großstädten seine Ideen zuteilwerden zu lassen. Es geht um Wölfe und Schafe, um berühmte Einzelgänger und um den Schlüssel zum Erfolg, der nicht, wie so viele glauben, irgendwo da draußen liegt, sondern viel, viel näher: im richtigen Mindset.
Ein Roman über Männer, die keine Zeit und keine Lust haben, an ihrer Durchschnittlichkeit zu verzweifeln, und eine Gesellschaft, die deren Ausflüchte irgendwie bewältigen muss. Als ob es nicht schon genug Probleme gäbe.”
Lieblingszitat aus dem Buch:
„Was immer du auch tust, du darfst niemals aufgeben. Ein Mantra, wie es unmenschlicher nicht sein könnte, liegt doch in keiner Handlung etwas Revolutionäreres und Fortschrittlicheres als im Aufgeben. Hätten die Alchemisten niemals aufgegeben, würden wir noch heute versuchen, künstlich Gold herzustellen, in jedem Aufgeben liegt die Chance eines Neuanfangs. Bleib liegen, wenn du am Boden bist.”
Sebastian Hotz’ bewundernswerte Fähigkeit, Wahrheiten und Absurditäten pointiert auf den Punkt zu bringen, war schon vor „Mindset” bekannt (siehe ElHotzo auf Twitter etc.). Er stellt sie erneut unter Beweis. Ein kluger Roman, der schnörkellos (man könnte schon fast von sprachlichem Minimalismus sprechen) eine Wahrheit nach der anderen auf den Tisch knallt. Nur ohne Knall irgendwie. Ich habe selten einen gesellschaftskritischen Roman gelesen, der sich so wenig nach erhobenem Zeigefinger anfühlt. Man kommt nicht umhin zu lachen, ob der traurigen Welt in der wir leben. Klug spielt Sebastian Hotz mit Schein und Sein und führt zum Schluss von der Entfremdung, die mit der Lüge kommt, zurück zur Verbindung, die in der Wahrheit steckt. Fette Leseempfehlung! (JG)
Über die Berechnung des Rauminhalts I
Solvej Balle
„Nach einer Geschäftsreise zu einer Antiquariatsmesse in Bordeaux beginnt für die Buchhändlerin Tara Selter, die mit ihrem Mann Thomas in einem Haus in Nordfrankreich lebt, die Zeit stillzustehen. Gefangen in einer Wiederholung, durchlebt sie stets von Neuem jenen 18. November, während es für Thomas und alle anderen Menschen, denen sie begegnet, ein immer neuer Anfang ist. Sie erinnern sich an nichts, was »gestern« war,erwachen stets zu ihrem ersten 18. November des Jahres. Genießt Tara diese Zeit des »Schwindels« im doppelten Sinne die ersten sechzig Tage noch, offenbart sich langsam ein Problem: Sie wird älter, Thomas nicht. Die beiden, die sich zuvor so nahegestanden haben, entfernen sich voneinander – und Tara versucht versessen, aus dem 18. November herauszufinden.”
Lieblingszitat aus dem Buch:
„Das Undenkbare tragen wir ständig mit uns. Es ist schon geschehen: Wir gehen umher und sind unwahrscheinlich, wir sind aus einer Wolke von unglaublichen Koinzidenzen gestiegen.”
Was ist real? Diese Frage stellt das Buch, stellt die Geschichte und (so viel sei vorweggenommen) beantwortet sie am Ende nicht. Klüger ist man zum Schluss dennoch, und offener: Alles ist (theoretisch) möglich und wir haben vom Universum, vom Leben, von der Welt nur eine begrenzte Idee. Unsere Wahrnehmung ist eine äußerst subjektive, wandelbare, unzuverlässige Sache.
„Das Undenkbare tragen wir ständig mit uns.” – Der Roman spielt mit Wirklichkeit, Wissen(schaft) und Wahrnehmung. Und der Frage, wie viel Einfluss der Mensch auf diese Welt wirklich hat. Ich bin gespannt auf Teil 2. (JG)
Melody
Martin Suter
Mein neuer Bestseller : )
Mathilda Masters
321 superschlaue Dinge die du über Geschichte wissen musst
Ein Buch über Geschichte? Unbedingt, denn das ist keinesfalls verstaubter alter Kram sondern gut recherchiert und ganz originell zu Papier gebracht.
Alle Fragen werden gut verständlich beantwortet und verblüffen sicher auch so manchen Erwachsenen. (KB)
Atlas unserer spektakulären Körper
„Ich, Tintengrind, sinnend Ding, offenporig zu ihrem Beginn; nicht größer als eine Kapillare. Seither schmerze ich mich entlang ihrer Ränder. Hab mich durch Gewebe, Gewölbe, Gebein, Geknitter, Geknote geschmeckt, gesplittert, gesickert und gekaut, so viel, so gut, so zäh, dass mir der Ort jetzt erscheint wie meiner.“
Was für ein Einstieg in einen Roman! Wer sich da das Wort nimmt … und noch viel mehr? Ein Tumor, der Tumor, der Lia, die Hauptfigur in „Atlas unserer spektakulären Körper“ befallen hat. Nicht nur er ist äußerst beredt und redselig. Auf über 400 Seiten voller poetischster Sätze werden wir mitgerissen vom Strom aller Gefühle eines intensiven Lebens, erleben größtmögliche Zerrissenheit, Liebe, Zweifel. Und nein, auch wenn das Thema Krebs zutiefst erschütternd ist, hüllt uns die Sprache der Autorin doch in Trost und Vertrauen auf Erlösung. Eine wahre Tour de Force eines Leidensweges, den die junge Autorin Mortimer in Worten und Sätzen, die uns atemlos und bestürzt sein lassen, in ihrem Debütroman (!) brillant hingeweht hat.“ (IJ)
Ein berührend-poetischer Roman über das Ende eines und den Beginn eines anderen Lebens und über die Grenzen, die ein schwacher Körper einem starken Geist setzen kann.
Dies ist die Geschichte eines unfassbaren Wesens. Langsam, aber unaufhaltsam durchwandert es eine faszinierende Landschaft: die des menschlichen Körpers. Es macht Rast in seinem Inneren, erkundet Zellen, Gewebe, Organe. Wortgewandt und voller ungeahnter Einblicke erzählt das Wesen von der Topographie dieses Körpers, dem es mit jeder Station seiner Wanderung ein bisschen mehr Lebendigkeit entreißt.
Dies ist auch die Geschichte von Lia, einer jungen lebensfrohen Frau, glücklich verheiratet und Mutter einer Tochter. Es ist Lias Leben, dessen Geschichte dieses Wesen erzählt, weil es die junge Frau in- und auswendig kennt: die verborgenen Geheimnisse ihrer Vergangenheit, die unausgesprochenen Wahrheiten ihrer Gegenwart und die Unausweichlichkeit einer Zukunft, die das Ziel seiner Reise sein wird.
Maddie Mortimers Debüt ist eine unglaubliche Reise durch den menschlichen Körper, das von spektakulären Orten erzählt, ohne die es unser Leben nicht gäbe.
Lesen ist doof
„Einfach nur wunderbar – für Jung und Alt“ (IJ)
Endlich! Silke Schlichtmann und Nils Freytag liefern 20 gute Gründe, Lesen doof zu finden. Selten haben sich Text und Bild so lustvoll widersprochen.
Lesen ist doof, weil es so lange dauert? Egal, wenn eine Schnecke das Tempo vorgibt. Lesen ist doof, weil alles nur ausgedacht ist? Nicht, wenn das Sams einem plötzlich auf die Schulter tippt. Es ist langweilig, weil man dabei allein ist? Aber doch nicht, wenn Fabelwesen mitlesen! Oder gar anstrengend? Man nehme sich einfach ein Beispiel an dem lesenden Kaninchen im Klappstuhl! Silke Schlichtmann und Nils Freytag haben jede Menge Vorurteile übers Lesen gesammelt – nur, um von 20 hochkarätigen Illustrator:innen aufs Wunderbarste widerlegt zu werden. Herausgekommen ist ein für Groß und Klein ungemein reizvolles Lese- und Sehvergnügen – das natürlich vor allem eines macht: Lust aufs Lesen!
Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus
Diese Essays sind ein Geschenk: Sie öffnen ein Fenster zum Verständnis des Unvorstellbaren, das gerade in der Ukraine geschieht. Ergreifend und analytisch messerscharf führt die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk vor, was die kriegerische Expansionspolitik Russlands mit einem Land und seinen Menschen anrichtet. Und das nicht erst seit 2022, sondern seit über einem Jahrzehnt.
Was bedeutet es, aus einem Land zu stammen, dessen Existenzrecht aggressiv infrage gestellt wird? Wie kann eine Nation unter diesen Umständen zu sich selbst finden? Wie soll man umgehen mit dem Schmerz und der Wut und der Sprachlosigkeit, die der Krieg Tag für Tag heraufbeschwört? All diesen Fragen geht Tanja Maljartschuk in ihren Essays nach: mal analytisch und gefasst, mal verzweifelt, immer wieder aber auch spöttisch und voller Humor.
Eigentlich sind diese Essays eine unglaublich zartfühlende Hommage an Tanja Maljartschuks Familie und v.a. ihre Großmutter, die weder lesen noch schreiben konnte. In einem Land, in dem Schweigen eher als Worte das Überleben sicherte. Und jetzt hat Frau Maljartschuk so schöne poetische Worte, um aus größter Ferne und dichtester Nähe uns zu schildern, was Heimat bedeutet, Familie, Angst, Fremdsein, Menschsein. Grandios. (IJ)
Dein Fortsein ist Finsternis
»Erzähl meine Geschichte, und ich bekomme meinen Namen zurück.« Ein Mann erwacht in einer Kirche, irgendwo tief in den Westfjorden Islands, und erinnert sich an nichts. Doch die Frau, der er auf dem Friedhof begegnet, erkennt ihn wieder. Rúna berichtet von ihrer verstorbenen Mutter, und sie schickt ihn zu ihrer Schwester Sóley, mit der ihn eine brüchige Nähe zu verbinden scheint. Mithilfe ihrer und anderer Erzählungen setzt er sein Leben neu zusammen – bis sich nicht nur sein, sondern das Schicksal aller Menschen dieses einsamen Fjords vor uns erhebt. Ein raunendes, gewaltiges Meisterwerk, das die Kraft der Literatur feiert!
Ein Mann ohne Gedächtnis, zwei Schwestern, ein geisterhafter Pfarrer und Busfahrer als Gesprächspartner und viele andere Menschen mehr durch Jahrhunderte – langsam werden einzelne Geschichten wie Fäden zusammengewebt zu etwas, was eine Lebensgeschichte sein kann. Und vor dem Lesenden eröffnet sich nicht nur Geschichte und Natur Islands, sondern eine Familiengeschichte voller Liebe und Geheimnisse und deren Folgen.
So humorig und schönwortig geschrieben, dass ich gerne alle Erzählschlaufen und Wiederholungen mitgenommen habe. Ein Traum von einem Roman! (IJ)